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Zentral Vietnam

Wenn Vietnam die Form einer Bambusstange mit zwei Reisschüsseln hat, dann ist Zentralvietnam die Bambusstange. Wenn es in der Vergangenheit zu kriegerischen Konflikten zwischen Nord- und Südvietnam kam, wurden die in der Regel in Zentralvietnam ausgefochten und auch die europäischen Kolonialmächte und die amerikanische Weltmacht machten da keine Ausnahme.

Die große Politik mag woanders gelenkt werden, aber wenn die UNESCO sich entschließt, wieder einmal einen vietnamesischen Ort auf die Liste der besonders schützenswerten Kultur- oder Naturdenkmäler zu setzen, dann liegt dieser mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit in Zentralvietnam.

Dasselbe gilt für viele der Orte in Vietnam, die einem aus dem Geschichtsunterricht geläufig sind. Der Ho-Chi-Minh-Pfad lief hier entlang, der Wolkenpass, die demilitarisierte Zone, die Marmorberge – alles liegt in Zentralvietnam.

Die Landschaft zeichnet sich durch eine lange Küstenlinie am Südchinesischen Meer aus. Entlang dieser Küste liegt das Truong-Son-Gebirge, auch Annamitische Kordillere genannt, im Westen ist die lange Grenze zu Laos. In Zentralvietnam gibt es Traumstrände von der Küste bis hoch ins Gebirge geschlossene Waldgebiete, Zonen, in denen bis heute noch unentdeckte Säugetiere leben. Zahlreiche Nationalparks sind zum Schutz vor Wilderern, Edelholzexporteuren und einer boomenden Industrie angelegt, Parks, die das Bewusstsein für die Schätze dieses Landes schärfen sollen.

Tempel in Hoi An

Tempel in Hoi An ©TK

In Zentralvietnam gibt es aber auch bittere Armut, kleine Volksgruppen, die abgeschieden in den Bergen leben und von den Verheißungen der Moderne nicht profitieren können oder deren eigentliche Möglichkeit der Partizipation darin besteht, ihre Traditionen, die Musik, die Tänze, das Handwerk zu Markte zu tragen.
Im Gegensatz zu den beiden Reisschalen ist die Bambusstange Vietnams nicht sehr fruchtbar. Dafür gibt es eine wilde Natur, unberechenbare Flüsse aus dem Gebirge, Taifune, die Gewalt des Meeres, Hitze, Trockenheit, dann wieder Regenperioden. Es hat seine Gründe, warum die Franzosen seinerzeit immer wieder auf der Suche nach Plätzen für Luftkurorte reflexartig in die Berge zogen … Einige davon sind heute spektakuläre Ziele für Tagesausflügler. Über Jahrhunderte lagen hier, in Zentralvietnam, wichtige Handelspunkte der Seidenstraße.

Hoi An ist ein hervorragend erhaltener historischer südostasiatischer Handelsplatz, My Son eine alte, in Trümmern liegende Tempelstadt der Cham-Kultur und in Zentralvietnam liegt auch Hue, die Kaiserstadt aus dem 19. Jahrhundert. Wichtigste Metropole der Region ist heute Da Nang. Der unter den Franzosen als Tourane bekannte Ort ist ein guter Ausgangspunkt, um das Zentrum Vietnams zu entdecken.

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