Vinh & Umgebung
In der nördlichen Hälfte Vietnams, direkt am Golf von Tonkin, liegt Vinh, die Hauptstadt der Provinz Nghệ An. Die meisten Touristen erleben Vinh eher flüchtig, als Zwischenstopp auf dem Weg vom Süden nach Hanoi, da Vinh nicht zu den Städten Vietnams gehört, die mit beeindruckenden historischen Sehenswürdigkeiten glänzen oder den Charme vergangener Jahrtausenden widerspiegeln.
Die 200.000-Einwohner-Stadt ist eine der modernen vietnamesischen Großstädte, die dem Besucher einen ganz anderen Eindruck vermitteln können: Das Erlebnis des heutigen Vietnams, abseits großer südostasiatischer Dynastien. Vinh war lange Zeit eines der wichtigsten militärischen und politischen Zentren des Landes. Der Hafen von Vinh, Cua Lo, galt außerdem als Ausgangspunkt des Ho-Chi-Minh-Pfades. Aufgrund seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung litt die Stadt extrem unter den Kriegen.
Sein historisches Antlitz hat Vinh in den Kolonial- und im Vietnamkriegen verloren. Die fast vollständig zerstörte Stadt wurde im DDR-Stil wieder aufgebaut. So entstand nach dem Vietnamkrieg eine sehr durchgeplante Stadt mit vielen Hochhäusern, Plattenbauten und breiten Straßen. Heute bemüht man sich immer mehr, Vinhs graue Gestalt attraktiver zu machen. So findet man viele neue Parkanlagen und Alleen, die die Stadt grüner und frischer erscheinen lassen. Im Stadtpark von Vinh gibt es außerdem einen Kinder-Erlebnispark mit See, auf dem man Paddelboot fahren kann. Begrüßt wird man natürlich am anderen Ufer von einer riesigen Ho-Chi-Minh-Statue.
Wer sich also für die Revolutionsgeschichte Vietnams interessiert, sollte vielleicht mehr als eine Nacht in Vinh verbringen. Vinh und Umgebung sind geschichtlich bedeutsame vietnamesische Regionen der revolutionären Bewegungen des 19ten und 20sten Jahrhunderts.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Region Nghệ An Geburtsort vieler Revolutionäre Vietnams ist, wie z.B. Le Hong Pong, Nguyen Thi Minh Kai oder Phan Boi Chau. Und auch Vietnams Nationalheld Ho Chi Minh ist im Dorf Kim Lien geboren, das ca. 15 Kilometer von Vinh entfernt liegt. Ein gemütliches und nettes Dorf und beliebter Wallfahrtsort für viele Einheimische.
Wer außerdem ein bisschen mehr über die Geschichte der vietnamesischen Aufstände gegen die Kolonialmacht Frankreich erfahren möchte, kann Vinhs Nghe Tinh Sowjetmuseum besuchen.
Ein Überbleibsel des alten Vinhs ist der Hong Son Tempel. Es handelt sich um den einzigen Tempel der Stadt, der nicht mit dem kommunistischen Wiederaufbau verschwunden ist. Inmitten einer grünen und blühenden Parkanlage liegt dieser und bietet dem Städter einen Ort der Ruhe. Das Fotografieren des Tempels ist jedoch verboten.
Wer sich einen Überblick von Vinh verschaffen will, kann den Gipfel des Berges Quyet über 400 Stufen bezwingen. Hier hat man einen wundervollen Ausblick.
Ca. 25 Autominuten vom Stadtkern entfernt liegt ein weiterer Ort der Entspannung, der Cua Lo Beach. Hier findet man einen schönen langen und weißen Sandstand sowie wenig Touristen. Viele Einwohner Hanois nutzen Cua Lo als Ausflugsziel. Außerdem ist Cua Lo ein Geheimtipp für Liebhaber vietnamesischer Fischspezialitäten.