Nationalparks in Nordvietnam
Vietnam hat eine große, schützenswerte Flora und Fauna, empfindliche Ökosysteme, die aufgrund ihrer schwer zu erreichenden Lage bis heute regelmäßig glückliche Biologen entlassen, die kaum erwarten können, darüber zu berichten, wie sie wochenlang auf dem Bauch lagen, an hunderte Bäume selbstauslösende Kameras schraubten oder einfach kurz mal die örtliche Bevölkerung fragten, um den Beweis für eine noch nie beschriebene seltene Frosch-, Schmetterlings- oder auch Rinderart zu bekommen.
Vietnam ist reich an Natur und Vietnams Wirtschaft boomt, das sind an und für sich zwei gute Nachrichten, nur gemeinsam kommt es bei diesen beiden nahezu immer zu Komplikationen. Daher ist wichtig, dass die vietnamesische Regierung zahlreiche Nationalparks eingerichtet hat. In Nordvietnam ist Anfang der 60er Jahre mit dem Cuc Phuong Nationalpark das erste Reservat eingerichtet worden.
Es liegt in der trockenen Halong-Bucht in der Provinz Ninh Binh, im Schwemmland des Roten Flusses und wird von tropischem Regenwald und den berühmten, zerklüfteten Kalksteinbergen geprägt. Beinahe 2.000 Insektenarten, große Schmetterlingspopulationen, mit mehr als 300 Vogel-, 65 Fisch-, mehr als 100 Reptilien- und 89 Säugetierarten ist die Fauna von erstaunlicher Vielfalt. Das Endangered Primat Rescue Center ist hier angesiedelt, ebenso das Carnivore & Pangolin Conservation Program und das Turtle Conservation Center, außerdem finden sich in örtlichen Höhlen Belege für eine 7.000 bis 12.000-jährige menschliche Besiedlung.
Die Arbeit der Naturschützer findet im Spannungsfeld zwischen Einwohnern, die noch in den 80ern zahlreich zwangsumgesiedelt wurden, modernen Wilderern und staatlichen Ambitionen, den Naturschutzbegriff um Erlebnisaspekte auszuweiten, statt.
In der Bergregion nordwestlich von Hanoi liegt in der Region Bac Kan der Ba Be Nationalpark. Er ist mit 10.048 Hektar nicht halb so groß wie der Cuc Phuong Nationalpark, liegt mit seinen Gebirgsseen aber in einer ebenso einmaligen Landschaft. Zu den vielen Tier- und Pflanzenarten, die hier geschützt werden, gehören extrem seltene Affen- und Schleichkatzenarten.
Noch kleiner ist der Ba Vi Nationalpark etwa 50 Kilometer westlich von Hanoi. Er gehört zu einer Bergkette gleichen Namens, hohe, bis zu 1.300 Meter emporsteigende bewaldete Kegel reichen in den Himmel. Das zum Schutz der Biodervisität angelegte Reservat hat auch für die vietnamesische Kultur ihre Bedeutung. Auf dem Tan Vien, einem der im Park gelegenen Erhebungen befindet sich ein uralter, dem Gott der Berge gewidmeter Schrein, der noch heute Ziel vietnamesischer Pilger ist.
Der nordöstliche Küstenabschnitt, der an China angrenzt, gehört zur Region Quảng Ninh. Die Hauptstadt ist Ha Long, weltberühmt ist die Halong-Bucht mit seinen mehreren tausend Inseln, die von der UNESCO zum Welterbe erklärt worden ist. 60 Kilometer entfernt liegt der Bai Tu Long Nationalpark. Diese 2001 eingerichtete Schutzzone für amphibische Lebewesen erstreckt sich über fast 10.000 Hektar Meeres- und etwas mehr als 6.000 Hektar Landfläche, dazu zählen sechs große und 24 kleinere Inseln.
Direkt in der Halong-Bucht, auf der größten Insel, liegt der nach ihr benannte Cat Ba Nationalpark. Dieser ist mit seinen Bergen, seiner Größe und seiner Tierwelt ein wahres Paradies. Es gibt Mangroven, die typischen Kalksteinklüfte, ein geschütztes Meer und den extrem seltenen Goldkopflangur. Durch seine prominente Lage ist Cat Ba regelrecht überlaufen, was trotz 28.000 Hektar Nationalparksfläche und 18 Kilometern Rundweg an Wochenenden erstaunlich unangenehm sein kann. Da bleibt nur die Flucht aufs Wasser, man kann mehrtägig Boote chartern, auf ihnen leben und mit ihnen die Halong-Bucht erkunden.
Der Hoang Lien Nationalpark liegt in einer komplett anderen Welt; und zwar im Norden, im Gebirge bei Sa Pa, auf seinem Gebiet steht der Fansipan, der höchste Berg Vietnams, hier geht es nach China und hier, auf 1.000 bis 2.500 Meter über dem Meer, im ewiggrünen Urwald, leben zahlreiche kaum erforschte Tiere und Pflanzen, die es nur hier gibt.
In der Provinz Ha Tinh, am südlichen Zipfel Nordvietnams, liegt der gigantische Vu Quang Nationalpark. Nachdem hier im ganz späten letzten Jahrhundert noch unentdeckte Säugetierarten beschrieben wurden, ist Vu Quang einer der absoluten Hotspots für die letzten Tierentdecker dieser Erde. Der Park liegt an seiner niedrigsten Stelle gerade einmal 30 Meter über dem Meeresspiegel und steigt dann bis auf mehr als 2.000 Meter an, beherbergt asiatische Elefanten, wilde Rinder, wilde Ziegen und zahlreiche Affenarten.
Von internationaler Bedeutung ist auch der Xuan Thuy Nationalpark. Die UNESCO hat die Feuchtgebiete an der Mündung des Roten Flusses gemeinsam mit der vietnamesischen Regierung zum Biosphärenreservat erklärt, viele Jahre zuvor hatte man bereits die Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten unterschrieben. Hier leben zahlreiche Vogelarten, Zugvögel kommen hierher, Otter, Delfine, Insekten treffen sich an der sehr wertvollen Schnittstelle von Meer und Land – mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, die die Zukunft dieses Lebensraumes auch für die in der Nähe lebenden Menschen zu verbessern versuchen.