GeografieVietnams
Beim Blick auf die Landkarte ist nicht weiter verwunderlich, warum die Chinesen ihrem Reich den Zusatz der Mitte gaben. Es ist einfach gigantisch. Im Süden Chinas, an die großen Provinzen Guangxi und Yunnan, schließt sich das Gebiet an, das gemeinhin als Südostasien, teilweise auch Indonesische Halbinsel bezeichnet wird und das, obwohl durchaus groß, im Vergleich zur nördlichen Nachbarschaft, zwergenhaft wirkt. Hier liegen Myanmar, Kambodscha, Laos, letzte Ausläufer des Himalayas und im Osten schmiegt sich wie ein langes S von Nord nach Süd Vietnam ans Südchinesische Meer, das im Süden vom Golf von Thailand abgelöst wird.
Obwohl in Vietnam mit einem lateinbasierten Alphabet schreibt, behilft man sich mit dem Bild einer hochkant stehenden Bambusstange mit zwei Reisschalen besser, um das geografische Gebilde zu beschreiben. Die Reisschalen sind als Motiv treffend gewählt, an jedem Ende hat Vietnam ein großes, fruchtbares Flussdelta.
Im Norden mündet der aus Südchina stammende Rote Fluss hinter Hanoi ins südchinesische Meer. Der Rote Fluss ist eine uralte Ader der Zivilisation, ein unberechenbarer Lebensstrom, an dem vietnamesische Ingenieure bereits viele Jahrhunderte vor den Norddeutschen und Holländern an der Nordsee Deiche bauten, um sich gegen die Unwägbarkeiten der Natur zu schützen, ihren großen Wert jedoch für sich maximal nutzbar zu machen. Zur Kolonialzeit geriet das große Gebiet in den Fokus der Franzosen, die sich die Schiffbarkeit des Gewässers bis in die großen Provinzen Chinas hinein nutzbar machen wollten.
Im Süden Vietnams liegt das kaum weniger berühmte Delta des Mekong. Der Mekong ist weit mehr als 4.000 Kilometer lang und entspringt im tibetischen Hochland. Er schlängelt sich zwischen Laos und Myanmar, an Thailand vorbei durch Kambodscha, im südlichsten Teil Vietnams ins Südchinesische Meer. Der Mekong gehört zu den zehn längsten Flüssen der Erde, zu den fünf artenreichsten Flüssen der Welt, sein Delta ist enorm fruchtbar, war lange wegen grassierender Seuchen aber vergleichbar dünn besiedelt und ist bis vor wenigen Jahrzehnten ein umkämpftes Gebiet, das von den Kambodschanern beansprucht wurde.
Vietnam hat hohe Gebirge, tiefe Wälder, weite Flusslandschaften. Von Norden nach Süden ist der Staat 1.650 Kilometer lang, durch seine geschwungene Form kommt es auf mehr als 3.400 Kilometer Küste und fast ebenso lange Binnengrenzen und ist an seiner schmalsten Stelle gerade einmal 50 Kilometer breit.