Do’s & Don’ts in Vietnam
Do’s & Don’ts in Vietnam sind wichtige kulturelle Richtlinien, die Reisenden helfen, sich angemessen zu verhalten und die örtlichen Sitten zu respektieren. Beim Besuch dieses faszinierenden Landes ist es entscheidend, sich bewusst zu sein, welche Verhaltensweisen akzeptabel sind und welche vermieden werden sollten, um eine positive Erfahrung zu gewährleisten. Hier sind einige nützliche Hinweise, die Ihnen helfen, sich respektvoll und gut informiert in Vietnam zu bewegen.
Vietnam zählt zu den Ländern Südostasiens, in denen sich die Besucher besonderen Herausforderungen stellen müssen. Teilweise unterscheiden sich die Gesten und das Verhalten deutlich von anderen Ländern dieser Region – und vor allem von der westlichen Welt. Höflichkeit wie wir sie in Deutschland kennen, ist bei den Einheimischen unbekannt. Keiner sagt „bitte“ und äußerst selten ist ein „danke“ zu hören. Mit diesen Floskeln hält sich in Vietnam niemand auf. Obwohl Vietnamesen Wert auf eine ordentliche Kleidung und einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen legen, können sich Reisende in Sachen öffentlichem Auftreten einen Ausrutscher leisten, denn wer Devisen ins Land bringt, kann sich in Vietnam einiges erlauben – der Kunde ist bekanntlich König. Doch das schützt Ausländer nicht vor einer der schlimmsten Folgen in Asien, dem Gesichtsverlust – und wer möchte das schon?
Wie lassen sich die größten Fettnäpfchen erfolgreich umschiffen, um dieses wunderschöne Land unbeschwert und entspannt genießen zu können?
Kleidung
Saubere Kleidung ist ein Muss
– für einen Reisenden. Dabei spielt weniger die Art der Kleidung eine Rolle, sondern vielmehr, dass sie sauber und gepflegt ist. Ein ungebügeltes Hemd oder schmutzige Schuhe zeigen nach Ansicht der Vietnamesen die Geringschätzung des Gegenübers. Deshalb werden westliche Rucksackreisende immer wieder als „tay balo!“ – verwahrlost – bezeichnet. Außerdem nehmen Vietnamesen schlecht gekleidete Personen nicht ernst. In Vietnam gilt der Satz „Kleider machen Leute“ mehr als irgendwo sonst auf der Welt. Wenig Toleranz erfährt, wer sich zu freizügig präsentiert. Das Sonnen mit freiem Oberkörper, FKK oder Nacktbaden wird im Land nicht gerne gesehen.
Welche Kleidung ist in Vietnam angemessen?
Wer sein Gesicht nicht verlieren möchte, sollte sich an der Kleidung der Vietnamesen orientieren und ein paar Regeln beachten: Badekleidung auf der Straße oder im Restaurant ist tabu. Darin sehen die Vietnamesen ihr Anstandsempfinden deutlich verletzt. Gegen kurze Hosen bis zu den Knien haben Vietnamesen nichts einzuwenden. Obwohl es nur eine kleine muslimische Minderheit in Vietnam gibt, sollten Frauen darauf achten, dass sie kein zu tief ausgeschnittenes Dekolleté tragen, T-Shirts statt Tops und Röcke, die bis zum Knie reichen. Miniröcke, Hotpants und Radlerhosen sollten wenn, dann nur in Großstädten getragen werden. Auf dem Land sind die fehl am Platz. Rückenfreie Kleider oder Oberteile mit Spaghettiträgern sind ein No-Go, ebenso herausrutschende Träger.
Bloße Unterschenkel galten in Vietnam bis vor wenigen Jahren als frivol, mittlerweile werden sie akzeptiert. Vietnamesische Frauen tragen heute auch gerne hohe Schuhe, sogar welche, bei denen die Zehen sichtbar sind. Gummi-Flip-Flops sind zwar überall erhältlich, doch der Vietnamese trägt diese nur zu Hause. Angemessenes Schuhwerk – auch für den Reisenden – sollten Halbschuhe oder Ledersandalen sein.
Zu einem seriösen Auftreten erwartet man in Vietnam darüber hinaus auch einen korrekten Haarschnitt und keine fettige Stirn.
… und was ist mit dem Pyjama?
Nun mag sich der eine oder andere, der bereits Vietnam besucht hat, an Vietnamesen in Pyjamas auf der Straße erinnern. Richtig, auch das gibt es. Hier im Land wird er als praktisches und bequemes Kleidungsstück empfunden. Deshalb tragen sie ihn auch tagsüber zur Hausarbeit und vor dem Haus.
Nur nicht schwitzen
Was Vietnamesen überhaupt nicht mögen, ist durchgeschwitzte Kleidung und Schweißperlen auf der Stirn – das widert sie geradezu an. Immer mehr wird diese Ansicht durch eine wachsende Mittelschicht vertreten, die langsam zu Geld und Wohlstand kommt. Schweiß, ein dunkler Teint und Schmutz unter den Fingernägeln sind Zeichen harter und schwerer Arbeit und davon will sich diese Mittelschicht klar distanzieren. Nun neigen Asiaten von Natur aus weniger zum Schwitzen als Besucher aus dem Westen. Doch aus ihrer Sicht kann es nicht sein, dass diejenigen, die keine schwere körperliche Arbeit leisten, transpirieren und mit durchgeschwitzter Kleidung in der Öffentlichkeit unterwegs sind – das gilt als unfein.
Apropos Kleidung. Das Textilangebot in Vietnam ist riesig und die Waren sind günstig. Wer der Versuchung nicht widerstehen kann, der sollte beim Kleiderkauf nicht gleich beleidigt von dannen ziehen, wenn Begriffe wie King Kong size, big size oder fat size fallen. Vietnamesen sind nun einmal in der Regel klein und schmächtig – westliche Besucher sind deutlich größer und schwerer.
Verhalten in der Öffentlichkeit
Immer die Haltung bewahren
Für Asiaten ist es wichtig, ihr Gesicht nicht in der Öffentlichkeit zu verlieren. Aus diesem Grund reagieren sie auch bei auftretenden Problemen mit Ruhe, Gelassenheit und einem Lächeln – was einen Reisenden durchaus auf die Palme bringen kann. Resultiert daraus eine laute Szene an der Hotelrezeption, bedeutet das den Gesichtsverlust – in erster Linie für den zeternden Ausländer, aber auch für den Angestellten. Der Vietnamese wird sich zutiefst verletzt und gekränkt fühlen – eine für beide Seiten vernünftige Lösung des Konflikts ist damit so gut wie aussichtslos.
Eine der obersten Regeln in Vietnam ist es deshalb, Beschwerden oder Unstimmigkeiten sachlich und ruhig vorzubringen beziehungsweise zu klären und dabei zu lächeln.
Ein Lächeln hilft in Vietnam immer – selbst in einer ausweglos erscheinenden Situation. Das Lächeln schafft eine friedvolle Ausgangsbasis für die weitere Verständigung. In der Regel entspannt sich damit eine Situation und verhindert eine Eskalation. Für Vietnamesen ist dies eine Frage der Haltung, denn sie streben immer nach Harmonie. Zusätzlich ein paar Ausdrücke in der Landessprache wie „Cam On“ (Danke) oder „Xin Chao“ (Hallo) können die Herzen und damit die Türen auch für Ausländer öffnen.
Körpersprache
Die Körperhaltung spricht Bände, wenn es nach den Vietnamesen geht. Sie empfinden beispielsweise das breitbeinige Stehen mit den Händen in den Hüften oder das Stehen mit verschränkten Armen als unschön und deuten es als Missachtung gegenüber anderen Menschen.
Ebenso sollte man niemals mit der Handfläche auf eine Person zeigen. Gerade Ausländer fuchteln teilweise wild mit den Armen in der Luft, um ein Taxi heranzuwinken. Vietnamesen machen dies, indem sie den Arm mit steifem Ellenbogen ausstrecken und nur das Handgelenk bewegen. Wie in anderen asiatischen Ländern ist darauf zu achten, dass die Handfläche nach unten zeigt.
Schlangestehen
Schlangestehen kennen Vietnamesen nicht; sie sind es aus der Vergangenheit nicht gewohnt. Früher mussten sie um Essensgutscheine kämpfen, und das ist bis heute in den Köpfen verankert. Oftmals wird eine Person auch nur von mehreren begleitet. Selbst wenn man bereits erster in der Schlange ist, kann von der Seite immer noch ein Vietnamese auftauchen und sich vordrängen. Dies ist zwar nicht unbedingt höflich, aber durchaus normal im Land der Drachensöhne und Feentöchter.
Gefühle wie Wut, Ärger oder Ungeduld sind in der Öffentlichkeit selten zu sehen und auch Besucher sollten darauf verzichten. Ansonsten zeugt das für die Vietnamesen von einem schlechten Charakter, wenig Selbstbeherrschung und schnell wird man als geisteskrank eingestuft, denn so etwas macht man in der Öffentlichkeit nicht – ganz zu Schweigen vom Fluchen.
Hier sind die konfuzianischen Wurzeln immer noch am deutlichsten zu spüren. Je höher die Bildung, desto kühler ist das Verhalten in der Öffentlichkeit und umso häufiger werden Gefühle hinter einem Lächeln versteckt. Negative Emotionen zeigen sie selten. Selbst Trauergefühle werden nur innerhalb der Familie oder mit besten Freunden ausgelebt. Besucher tun deshalb gut daran, nicht vorschnell über die Reaktion eines Vietnamesen zu urteilen.
Austauch von Zärtlichkeiten
Paare sollten sich angemessen in der Öffentlichkeit präsentieren. Vietnamesische Paare tauschen öffentlich nur wenig Zärtlichkeiten aus, obwohl die junge Generation schon deutlich offener damit umgeht. Liebevolle Berührungen werden von der Gesellschaft geduldet, allerdings sollten die Küsse nicht zu innig ausfallen.
Spucken
Auf den Straßen von Vietnam erlebt der Besucher immer wieder neue Überraschungen. Einheimische spucken beispielsweise häufig auf die Straße. Dies ist auch Reisenden gestattet. Es ist eine Tradition, so die Atemwege freizubekommen. Ältere Menschen tun dies sogar in Gebäuden, nutzen dann allerdings einen Spucknapf. In den Städten und bei der jüngeren Generation ist dies nur noch selten zu sehen, sie benutzen Taschentücher. Doch Vorsicht: Das laute Trompeten in ein Taschentuch wird nicht gern gesehen.
Rauchen
Seit dem Jahr 2010 existiert in Vietnam ein Rauchverbot: Unter anderem in medizinisch genutzten Räumen und in vielen öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise an Bahnhöfen und Flughäfen. Dort sind überall Raucherzonen eingerichtet. Verstöße gegen das Rauchverbot werden mit heftigen Geldstrafen von bis zu 500.000 Dong, rund 20 Euro, geahndet.
Verhalten in Tempeln und Pagoden
Rund um den Tempel ist das Schuhwerk zwar erlaubt, doch das Allerheiligste darf man nur ohne betreten – ebenso wie das Zuhause einer vietnamesischen Familie.
Will man sich setzen, ist darauf zu achten, dass das niedrigste Körperteil, die Fußsohlen, weder auf einen Menschen noch auf religiöse Artefakte zeigt – dies gilt als unhöflich und ist eine Beleidigung; deshalb winkelt man beim Sitzen auf dem Boden die Beine seitlich an, damit sie unter dem Gesäß verschwinden.
Die hohen Türschwellen sind im Übrigen nicht als Sitzgelegenheit gedacht, sondern dienen dazu, böse Geister fernzuhalten. Wer außerdem kein Unglück anziehen möchte, sollte nicht auf die Türschwellen treten.
Was die Kleidung angeht, sollten hier weder kurze Hosen noch kurze Röcke getragen werden – die Knie müssen bedeckt sein, ebenso die Schultern. T-Shirts und Tops mit Halbarm sind in Ordnung. In einigen Tempeln bekommt man am Eingang Tücher zum Umbinden als Rock oder Umhang.
Bitte Lächeln … klick!
Das Fotografieren Einheimischer bedarf deren Zustimmung. Zugegeben, das kann aufgrund der unterschiedlichen Sprachen zu einer echten Herausforderung werden.
Ein Lächeln deuten westliche Besucher generell als Einverständniserklärung und knipsen wild darauf los. Dabei fällt ihnen meist nicht auf, dass die Person zwar lächelt, aber gleichzeitig mit der Hand wedelt – und das bedeutet in Vietnam schlicht und ergreifend „Nein, ich möchte nicht fotografiert werden“. Daran ändert auch das Angebot von Geld nichts.
Doch selbst wenn die Verständigung funktioniert, ein Vietnamese bringt selten ein direktes „Nein“ über seine Lippen. Er würde das Nein vielmehr durch die Blume vermitteln – dessen sollten sich Besucher bewusst sein und deshalb auf die nonverbalen Reaktionen achten.
Verkehr in Vietnam
Straßenüberquerung
Normalerweise steht die Reifeprüfung am Ende einer Lehrphase, doch eine Reise nach Vietnam hält für Besucher gleich zu Beginn ein ganz besonderes „Überlebenstraining für Ausländer“ parat – das Überqueren einer Straße.
Eigentlich ist es ganz einfach: Loslaufen und nicht stehen bleiben. Dabei vorwärts blicken und keinesfalls zögern oder hasten. Gleichmäßig gehen, nicht langsamer werden und keine unberechenbaren Bewegungen machen.
Soweit klingt das einfach, doch in der Praxis scheitert der erste Versuch meist an der eigenen Courage und dem Misstrauen gegenüber den Motorradfahrern.
Erinnert man sich an das asiatische Lebensmotto „alles muss im Fluss bleiben“ und überträgt dies auf den Straßenverkehr, dann erschließt sich dem Besucher das Verhalten der Vietnamesen sehr schnell. In der Regel bremsen die Fahrzeugführer nicht, sie umfahren das Hindernis. Dadurch gerät der Verkehr nicht ins Stocken – alles bleibt im Fluss. Dafür benötigen die Fahrer einen gewissen Vorlauf, sprich Reaktionszeit. Deshalb ist das gleichmäßige und langsame Gehen enorm wichtig. Augenkontakt ist zu vermeiden, denn dabei können Missverständnisse entstehen.
Ein Journalist der New York Times formulierte die Anweisung zur Straßenüberquerung folgendermaßen: „Seien Sie entspannt und selbstbewusst und gehen Sie bewusst langsam.“ Wer dennoch Zweifel hat, hängt sich einfach an den Windschatten eines Einheimischen.
Vietnamesen sind erfinderisch und deshalb gibt es für Besucher extra bedruckte T-Shirts mit Straßenregeln, die kompakt und einfach die Vorschriften in Bildern zeigen: kein Augenkontakt, kein Stoppen, keine Panik, nicht Hände halten, kein Hinterfragen und vor allem kein zurück!
Lichthupe, rote Ampeln und Zebrastreifen
Wer glaubt, eine Lichthupe würde ihm freies Geleit über die Straße sichern, der sieht sich spätestens beim Erklingen der Hupe eines Besseren belehrt. Denn hier bedeutet das Aufblenden: „Ich bremse nicht!“ Selbst eine rote Ampel bedeutet längst keinen Freischein zur gefahrlosen Überquerung der Straße. Nicht jeder Fahrzeugführer stoppt und schon gar nicht die Rechtsabbieger. Selbst ein Zebrastreifen steht nicht für einen sicheren Ort, die Straße zu überqueren, sondern scheint in Vietnam nur eine Verzierung der Straße zu sein.
Nutzung von Gehsteigen
Mit Gehsteigen verhält es sich ähnlich – sie dienen in Vietnam meist anderen Zwecken. Wer schon einmal in Hanois Altstadt unterwegs war, hat sich nicht nur über den starken Verkehr auf den engen Straßen gewundert, sondern auch darüber, dass der Fußgängerweg für alles genutzt wird, nur nicht für seine eigentliche Bestimmung: Kochen, Verkaufen, Füttern von Babys, als Baustelle, zum Essen, zum Tee trinken, zum Verbrennen von Geschenken für die Verstorbenen im Rahmen des Ahnenkults sowie zum Parken der Motorroller. Sollte dennoch Platz auf dem Gehsteig sein und der Verkehr auf der Straße ins Stocken kommen, weichen spätestens dann die Motorradfahrer auf den Gehsteig aus. Im Gegenzug ist es üblich, die Straße als Gehsteig zu benutzen.
Taxi
In Vietnam ist Taxi fahren sicher und die Fahrer arbeiten in der Regel seriös. Ein paar schwarze Schafe gibt es aber auch hier, deshalb besitzt jedes Taxi eine Nummer an der Frontscheibe. Über diese Nummer lassen sich verlorene Gegenstände wiederfinden, und man kann sich telefonisch bei der Firma über den Fahrer beschweren. Die Unternehmen nehmen sich die Kritik aufgrund des Wettbewerbs zu Herzen. In einem ordentlichen Taxi hängt eine Preisliste mit dem Grundpreis und dem Preis pro Kilometer neben dem Taxameter. Sollte der Zähler zu schnell laufen, ist der Taxameter manipuliert. Aufregen und diskutieren ist nutzlos. Hier hilft nur: anhalten, bezahlen, aussteigen und anschließend telefonisch beschweren.
Xe om
Das Motorradtaxi hat keinen Taxameter. Hier gilt es den Preis vorab auszuhandeln und entsprechendes Kleingeld bereit zu halten. Das wörtlich übersetzte „Umarm-Fahrzeug“ eignet sich gut für kurze Strecken und bei Stau. Mit ihnen gelangt man vor allem bei dichtem Verkehr schneller an das gewünschte Ziel – die Fahrer finden immer einen Weg. Doch nicht vergessen: Auf dem Xe om herrscht Helmpflicht – auch für den Beifahrer. Einen Helm bekommt man gestellt.
Berufskraftfahrer – die Könige der Straße
Busse sind ein gern gewähltes Transportmittel in Vietnam. Als westlicher Besucher kann man vorschnell zu dem Schluss gelangen, dass vietnamesische Busfahrer ihren ganz eigenen Fahrstil haben. Diese Meinung sollte man für sich behalten! Sie haben in Vietnam einen ganz anderen Status als im Westen. Sie gelten als Respektspersonen, denn sie haben während der Kriege Unglaubliches geleistet; mit alten Fahrzeugen transportierten sie die Menschen über zerstörte Straßen in die entferntesten Ecken des Landes. Wer einem Fahrer widerspricht, wird das gewünschte Reiseziel nicht erreichen. Möglicherweise ist plötzlich eine Straße überschwemmt oder wegen einer Mine nicht passierbar.
Überholen
Die Busfahrer überholen oft und gerne auch an unübersichtlichen Stellen – das entgegenkommende Fahrzeug wird schon ausweichen. Eines jedoch überholen auch sie nicht: Ein Trauerzug darf niemals überholt werden, denn wer möchte schon einen Verstorbenen auf seinem Weg ins Totenreich überholen?
Unfall
Ist man in Vietnam in einen Unfall involviert, gilt man in der Regel als schuldig – auch wenn man sich korrekt an die Straßenverkehrsordnung gehalten hat, denn Regeln sind nicht alles. Als Ausländer hat man den vietnamesischen Straßenverkehr gestört und dadurch Yin und Yang aus dem Gleichgewicht gebracht.
Einkaufen: Preise, Handeln, Abzockerei, Sprachkenntnisse
Erster Kunde am Morgen
Als erster Kunde hat man in vielen Geschäften die Pflicht, etwas zu kaufen. Wie so oft, beherrscht ein Volksglauben den Alltag der Vietnamesen, denn sollte der erste Kunde nichts kaufen, bringt das Pech für den gesamten Tag. Ein Tourist, der sich nur mal umschauen möchte oder etwas ganz Spezielles sucht, ist zu dieser Zeit in Geschäften fehl am Platz. Erscheint man dem Verkäufer unschlüssig, kann es passieren, dass man höflich aufgefordert wird, den Laden zu verlassen und später noch einmal wiederzukommen.
Handeln
Das Handeln ist ein fester Bestandteil der vietnamesischen Kultur. Ein Lächeln, Gelassenheit und vor allem eine ruhige, höfliche und keinesfalls lautstarke Vorgehensweise ist bei der Verhandlung um den angemessenen Preis angebracht. Doch welches ist der richtige Preis und wie funktioniert das Handeln in Vietnam?
Zunächst ist es wichtig, den ungefähren Marktwert zu kennen. Schlau machen, kann man sich im Internet, bei Bekannten oder Einheimischen. Außerdem sollte man sich selbst ein Limit setzen.
Das Ritual
Handeln sollte man nur in einer Währung, am besten in den einheimischen Dong. Sie sind im ganzen Land an den Bankautomaten erhältlich. Abzuraten ist vom Geldwechsel bei illegalen Händlern. Zu leicht bekommt man alte, ungültige oder kaputte Scheine im Zehnerpack untergeschoben.
Kunden mit ausländischer Währung gelten von vornherein als reich und der Preis wird höher angesetzt. Außerdem werden Umrechnungsfehler bei Verhandlungen in nur einer Währung vermieden.
In der Regel bietet man etwa die Hälfte des genannten Preises. Dann sollten sich beide Parteien konstant einem Preis in der Mitte nähern. Ein wenig Durchhaltevermögen ist dabei notwendig; taktieren und argumentieren, warum man auf seinen Preis besteht, ist durchaus angebracht – auch ein wenig Jammern kann nützlich sein und niemals zeigen, wie wichtig einem der Gegenstand ist.
Realistisch bleiben
Dennoch gilt es zwischen einem Alltagsgegenstand wie Obst auf dem Markt und einem Souvenir zu unterscheiden. Die Marktfrau wird weniger astronomische Preise verlangen wie beispielsweise der Souvenirhändler. Bei Souvenirs ist es durchaus angebracht, auf „Konfrontation“ zu gehen. Besonders in der Altstadt von Hanoi bietet sich dies an, wo meist nur eine Produktkategorie in jeder Straße zu finden ist – das Nachbargeschäft ist also der größte Konkurrent. Einfach mal den Laden verlassen, kann sich lohnen. Hin und wieder ruft der Verkäufer im letzten Moment einen besseren Preis nach.
Handeln um ein paar Cent
Doch egal wo man handelt, es gilt immer zwischen Geld- und Zeitersparnis abzuwägen. Wie sinnvoll ist es, um ein paar Cent für eine Kokosnuss zu feilschen, wenn der Händler selbst nur ein paar Cent daran verdient? Feilschen nur um des Handelns willen muss nicht sein und findet gerade auf dem Markt auch wenig Verständnis bei den Einheimischen.
Abzockerei
Bewegt man sich mit den Touristenströmen, trifft man immer wieder auf Abzockerei, die gar bis zum Betrug reichen kann. Westliche Besucher mag das zu Recht abschrecken. Doch man darf nicht vergessen, welche entbehrungsreiche Zeit die Bevölkerung hinter sich hat. Auf die Kolonialherren folgte eine verheerende Hungersnot. Vietnam wurde während der beiden Kriege fast völlig zerstört und die Bevölkerung muss bis heute mit den gesundheitlichen Folgen des Einsatzes chemischer Waffen leben. Nach der Wiedervereinigung bekam vor allem der Süden des Landes den Sozialismus mit all seinen negativen Auswüchsen von Enteignung bis zur Bespitzelung zu spüren. Korruption war und ist an der Tagesordnung. Jeder in der Bevölkerung versucht so gut wie möglich über die Runden zu kommen. Manchmal geschieht dies jedoch auf eine plumpe Art und Weise. Dies sollte man als Besucher den Einheimischen nicht übel nehmen. Abseits der Touristenpfade ist das Handeln um einen angemessenen Preis aber durchaus möglich.
Sprachkenntnisse …
… können sich positiv auf den Preis auswirken. Jeder Einheimische freut sich, wenn Besucher Interesse an der Kultur des Landes zeigen. Belohnt werden Ausländer mit einem günstigeren Preis:
Zu teuer! – Datt quaaa! (phonetische Aussprache)
Ich habe kein Geld mehr! – Hät tien ssoooooi!
Allerdings sollte man sich bei den ersten vietnamesischen Sprachversuchen nicht wundern, wenn man darauf „Sorry, no Englisch!“ zu hören bekommt. Oftmals liegt es an einer viel zu korrekten Betonung und einer zu deutlichen Aussprache, dass die Verständigungsversuche als solche nicht erkannt werden. Zunächst ist es einfacher, mit den Zahlen von 1 bis 10 zu beginnen.
0 – cê-rô (seh roh)
1 – một (mo’oht)
2 – hai („hai“)
3 – ba (bah)
4 – bốn („bon“)
5 – năm („nam“)
6 – sáu (sau?)
7 – bảy (bayy?)
8 – tám (thahm?)
9 – chín („jean?“)
10 – mười (muoi)
Ist man auf der Suche nach einem bestimmten Produkt, hilft es das Produkt vorab mit dem Smartphone zu fotografieren oder sich den Namen in Vietnamesisch notieren zu lassen.
Antiquitäten
Antiquitäten dürfen nicht aus Vietnam ausgeführt werden. Meist sind die Souvenirs ohnehin Plagiate. Dennoch empfiehlt es sich, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung sowie eine Quittung bei der Ausreise mitzuführen.
Dos and Don’ts beim Essen im Restaurant in vietnamesischer Gesellschaft
Die Kunst des Essens
In Vietnam wird häufig mit Essstäbchen gegessen. Mit ihnen sollte nicht auf Personen gezeigt werden und wenn sie nicht in Gebrauch sind, legt man sie waagerecht auf den Teller.
Immer wieder sieht man Touristen, die sie in eine Schale Reis stecken. Dies kommt einer Missachtung der Ahnen gleich, denn es symbolisiert das Abbrennen von Räucherstäbchen und das geschieht bekanntlich zu Ehren der Verstorbenen – ist also ein Teil des Ahnenkultes in Vietnam. Auch das wilde Herumfuchteln mit den Essstäbchen oder gar das Deuten auf eine Person ist zu unterlassen.
Garküchen – ja oder nein?
Vietnams Nationalgericht ist die Pho, eine Nudelsuppe mit verschiedenen Beilagen. Es gibt sie in den Garküchen an nahezu jeder Ecke einer Stadt. Das Essen schmeckt einfach köstlich; allerdings ist immer wieder die Frage nach einem eventuellen Gesundheitsrisiko zu hören. Wer ein paar Dinge beachtet, sollte das Nationalgericht unbeschwert genießen können.
Die Zutaten lagern meist ungekühlt in den fahrenden Garküchen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass diese frisch sind. Viele Garküchen schließen, sobald deren Vorräte aufgebraucht sind. Sie haben am nächsten Morgen garantiert wieder frische Zutaten. Außerdem gilt: Je mehr Gäste die Garküche hat, desto mehr wird verkauft und folglich der Umschlag der Zutaten erhöht.
Natürlich sollte auch der Gesamteindruck der Garküche inklusive des Kochs stimmen. Einige Köche tragen aus Hygienegründen bereits Plastikhandschuhe.
Wie isst man das Nationalgericht?
Hat man sich für eine der Straßenküchen entschieden, stellt sich die Frage, wie sich die Nudeln möglichst elegant mit Stäbchen aus der Suppe fischen lassen. Die einen nehmen einen Löffel zu Hilfe, die anderen legen die Nudeln komplett auf den Löffel. Wer es eilig hat, zieht die Nudeln auch schon mal schlürfend in den Mund. Was allerdings gar nicht geht, ist das Abbeißen der Nudeln. Dies gilt als böses Omen für ein kurzes Leben.
Exotisches auf dem Teller
Auf Vietnams Speisekarten finden sich mitunter auch exotische Gerichte für den westlichen Gaumen. Schlange und Hund zählen auch dazu. Beide Tierarten werden in der Regel speziell zum Verzehr gezüchtet. Angst braucht man übrigens nicht zu haben, dass man statt Hühnchen Hund in seinem Essen wiederfindet. Hundefleisch gilt in Vietnam als Delikatesse und ist dementsprechend teuer. Darüber hinaus gibt es dafür spezielle Restaurants. Wer es gerne probieren möchte: Gegessen wird Hund nur in der zweiten Monatshälfte, ansonsten bringt es Unglück.
Bestellung und Verhalten am Tisch
Mit „Em oi!“ ruft man nach der Bedienung. Dies bedeutet so viel wie „Hey, jüngerer Bruder/jüngere Schwester“. Damit die Bedienung nicht verunsichert wird, bestellt eine Person die Speisen für den gesamten Tisch, es sei denn, jemand hat eine Allergie etc.; Getränke bestellt jeder selbst. In der Regel wird eine reichhaltige Auswahl an Gerichten geordert, die auf der Mitte des Tisches platziert wird. Restaurantbesitzer neigen dazu, sich mit dem Servieren von Reis Zeit zu lassen, damit sich die Gäste nicht mit Reis satt essen und stattdessen noch ein oder zwei weitere Gerichte ordern. Oftmals ist es nötig, mehrmals auf den noch fehlenden Reis hinzuweisen. Ist das Essen serviert, dann heißt es zugreifen. Jeder nimmt sich das, was er mag – jedoch niemals von der Platte direkt in den Mund, immer über den eigenen Teller ohne diesen vollzuladen. Dies wäre unhöflich gegenüber den anderen. Die Schale in die Hand zu nehmen, um den Weg zum Mund zu verkürzen, ist in Ordnung.
Warum man eine Bestellung im Restaurant wiederholen sollte
Die Kommunikation mit Einheimischen gestaltet sich hin und wieder etwas kompliziert, vor allem außerhalb der Städte. Nicht immer sind die Englischkenntnisse von Angestellten wirklich gut. Deshalb empfehlen erfahrene Reisende, die Bestellung in einem Restaurant zur Sicherheit zu wiederholen.
Hat man gewählt und möchte bestellen, kann es passieren, dass die Bedienung lediglich ein „Nein“ von sich gibt. Wenn ein Vietnamese ein „Nein“ über die Lippen bringt, ist er sich absolut sicher, im Recht zu sein. Anscheinend hat man etwas bestellt, das um diese Uhrzeit nicht angeboten wird, beispielsweise ein Frühstück am Nachmittag.
Was aber, wenn man anstelle eines Sandwiches mit Thunfisch eines mit Schinken bekommt und die Bedienung auf Nachfrage nur ein „finished“ entgegnet? In diesem Fall ist davon auszugehen, das die Person nicht besonders gut Englisch spricht und sich bei der Bestellung keine Blöße geben wollte.
Rechnung
Die Person, die die Bestellung übernommen hat, verlangt auch die Rechnung und kontrolliert diese. Hin und wieder kommt es vor, dass Gerichte doppelt abgerechnet werden, manche gar nicht serviert wurden und wieder andere nicht auf der Rechnung erscheinen. Dabei handelt es sich nicht um eine betrügerische Absicht des Restaurants, sondern vielmehr um schlecht geschultes oder mit der Hektik überfordertes Personal – der Berufszweig ist bekannt für seine hohe Fluktuation.
Sind eventuelle Probleme geklärt, geht es an das Bezahlen – dies übernimmt immer nur eine Person. Ausländer oder wohlhabendere Tischgäste dürfen gerne die Rechnung übernehmen. Findet sich niemand, der die anderen einladen möchte, wird die Rechnung anschließend durch die Anzahl der Gäste geteilt, und jeder bezahlt den gleichen Anteil.
Trinkgeld
In Vietnam wird normalerweise kein Trinkgeld gegeben, denn oftmals behält es der Restaurantbesitzer ein und verteilt es nicht unter seinen Angestellten. Wer dennoch Trinkgeld geben möchte, kann zwischen 5 und 10 % einplanen und sollte dies der Bedienung extra in die Hand geben.
Trinken in vietnamesischer Gesellschaft
Wer sich nicht an den Trinkgelagen beteiligt, kann schnell ausgegrenzt werden. Es kommt nur derjenige um das Trinken herum, der eine Alkohol-Krankheit hat oder vorgibt, entlassen zu werden, wenn der Chef davon erfährt.
Handelt es sich gar um offizielle Anlässe, muss man auf jeden Fall mit dem Tischältesten oder der hochrangigsten Person am Tisch anstoßen. Wer selbst in dieser Position ist, tut gut daran, nicht mit jedem einzeln anzustoßen, sondern mit dem ganzen Tisch. Wein und Schnaps werden auf ex getrunken. Frauen können früher stopp sagen. Damit man nicht völlig betrunken nach Hause kommt, kann man sich zusätzlich ein Bier bestellen und dort den Schnaps unauffällig hineinspucken, Magenprobleme vortäuschen oder sich bereits nach wenigen Gläsern sturzbetrunken geben. Aber Vorsicht: Trunkenheit wird in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen. Es ist ebenfalls eine Art von Gesichtsverlust.
Der persönliche Kontakt
Ja oder doch nein?
Ein „Ja“ kann in Vietnam vieles bedeuten. Selbst auf eine verneinende Frage werden Vietnamesen immer mit „Ja, das stimmt …“ antworten. Es gibt zwar Nein-sagende Vietnamesen, doch eine gute Erziehung verbietet es ihnen direkt „Nein“ zu sagen. Die vier möglichen Bedeutungen, was ein „Ja“ in Vietnam aussagen kann:
– Ja, ich höre deine Worte.
– Ja, ich stimme dir zu.
– Ja vielleicht, ich bin noch nicht sicher.
– Nein, aber das kann ich nicht direkt sagen.
Betrachtet man gleichzeitig ihren Gesichtsausdruck, lassen sich feine Nuancen erkennen; einen Anhaltspunkt gibt auch die Geschwindigkeit des gesprochenen Wortes.
Die Sache mit dem Respekt
Vietnamesen widersprechen niemals einer Respektsperson – zumindest nicht direkt. Selbst ein klares „Nein“ wird immer mit „Ja, nein …“ beantwortet.
Die zwischenmenschliche Kommunikation in Vietnam dreht sich vor allem um Respekt. Ist erst einmal jemand eine Respektsperson für eine andere, bleibt sie dies das ganze Leben; selbst wenn beispielsweise ein Student längst einen akademischen Grad erworben hat, bleibt es bei dem sozialen Stand von Schüler und Lehrer.
Ältere genießen generell ein höheres Ansehen in der Gesellschaft als im Westen. Gut sichtbar ist dies auf den Straßen, wenn Hutträger ihnen und anderen Amtspersonen sowie Mönchen gegenüber den notwendigen Respekt durch das Abnehmen des Hutes zollen.
Reisende sollten dies bei ihrem Umgang mit Einheimischen berücksichtigen, aber auch untereinander, wenn Vietnamesen anwesend sind.
Wie geht es Dir?
Die obligatorische Frage in der westlichen Welt gibt es in Vietnam in dieser Art nicht. Hier lautet das Pendant „Bist du gesund, Bruder?“. Man antwortet mit „Ja, danke“. Vietnamesen wollen darauf weder ein „Nein“, noch ein Jammern oder Klagen über irgendwelche Leiden hören – Jammern ist verpönt. Ihr Stolz und ihre konfuzianischen Wurzeln führen soweit, dass sie selbst beim Arzt ihre Leiden nur selten preisgeben.
Begrüßung und Berührungen
Das in vielen asiatischen Staaten übliche Verschränken der Hände vor der Brust als Begrüßungsritual gibt es in Vietnam seit der Kolonialzeit der Franzosen nicht mehr. Auch eine Umarmung oder Wangenküsse wie im Westen sind nicht üblich – mit Ausnahme für die Russen. Das Händeschütteln hat sich vor allem im Geschäftsleben etabliert, wird aber auch bei Ausländern akzeptiert. Allerdings sollte man dabei gefühlvoll vorgehen und die Hand des Gegenübers nicht quetschen.
Meist besteht die Begrüßung jedoch aus einem freundlichen und respektvollen leichten Kopfnicken und einem „Xin Chao“ (Guten Tag, gesprochen „Sin Tschau“).
In einer Gruppe von Menschen sollten ältere Personen als erstes höflich begrüßt werden. Häufig verwenden Vietnamesen beide Hände für deren Begrüßung. Dabei umschließt eine Person mit beiden Händen die rechte Hand des Gegenübers – dies ist ein Zeichen tiefen Respekts. Dabei handelt es sich normalerweise um eine in der sozialen Hierarchie höher gestellte oder ältere Person.
Berührungen zwischen Männer und Frauen in Vietnam sollten nur stattfinden, wenn die Frau die Hand zuerst reicht. Weitergehende Berührungen gibt es während des Begrüßungsrituals nicht.
Ein absolutes No-Go ist das Berühren des Kopfes. Das Haupt als höchster Punkt des Menschen hat eine symbolische Bedeutung für die Vietnamesen. Dort befindet sich das spirituelle Zentrum – der Sitz des Geistes und der Seele. Dies gilt auch für Kinder, vor allem bei den Bergvölkern im Norden. Die liebevolle, westliche Geste des Tätschelns des Kopfes ist demzufolge auch bei Kindern zu unterlassen.
Körperkontakt
Sind gleichaltrige Vietnamesen unterwegs, gehören gleichgeschlechtliche Berührungen zum Alltag. Frauen umarmen sich beim Bummeln in der Stadt und Männer legen beim Biertrinken schon einmal die Hand auf den Oberschenkel des Sitznachbarn. Auch Ausländer werden schnell in die Gemeinschaft integriert. Gleichgeschlechtliche Berührungen bedeuten Freundschaft, Sympathie und Fürsorge. Eventuelle Abwehrreaktionen rufen bei Vietnamesen schnell Irritationen hervor, die zu einer Kränkung führen können.
Kennt man den anderen nicht persönlich, beispielsweise auf einer Party, dann ist von einer körperlichen Berührung Abstand zu nehmen. Ansonsten wird dies als plumpe Anmache verstanden.
Ein No-Go sind die Berührungen zwischen Männer und Frauen, die kein Paar sind – eine Frau muss dies nicht dulden.
Ebenso verhält es sich mit dem Kontakt zwischen Frauen und buddhistischen Mönchen. Frauen dürfen die Mönche nicht berühren, denn das weibliche Geschlecht gilt als unrein. Opfergaben werden immer durch Mittelsmänner überreicht.
Namen
Vietnamesische Namen bestehen meist aus drei Namensteilen. Geschriebene Namen beginnen immer mit dem Familiennamen. Die Kinder erhalten in der Regel den Familiennamen des Vaters. Es folgt der Zwischenname, der die Familienzugehörigkeit definiert oder den Namen nur klangvoll unterstützt. Am Ende steht der wichtigste Namensteil im Alltag, der Eigenname. Es ist gleichzeitig der Rufname in Vietnam. Der Rufname hat immer eine bestimmte Bedeutung. Manchmal beschreibt dieser einen erhofften Lebensweg oder den Charakter eines Kindes. Allerdings sind die Rufnamen häufig Männer- und Frauennamen zugleich.
Die Aussprache vietnamesischer Wörter ist nicht immer ganz einfach. Häufig entscheidet die Betonung über die Bedeutung des Wortes. Dann kann unabsichtlich etwas Unpassendes oder Beleidigendes dabei herauskommen. Aus diesem Grund sollte man sich den Namen seines Gesprächspartners vorsprechen lassen.
Anrede
Die Anrede mit dem Familiennamen ist unüblich und auch wenig dienlich, denn mehr als ein Drittel der Familien haben denselben Familiennamen Nguyen. Eine Person nur mit dem Rufnamen anzusprechen gilt als unhöflich. Im Vietnamesischen wird dem Rufnamen der verwandtschaftliche beziehungsweise der soziale Rang zwischen den beiden Gesprächspartnern vorangestellt, beispielsweise „Chi“ für die ältere Schwester oder „Anh“ für den größeren Bruder. Allerdings ist diese Art der Ansprache äußerst kompliziert und verlangt umfassende Kenntnisse über sein Gegenüber, um ihm den korrekten sozialen Rang zuordnen zu können. Da dies für Außenstehende, insbesondere Ausländer, oftmals nicht klar ersichtlich ist, sollte die Anrede besser aus „Herr“ oder „Frau“ und dem Rufnamen bestehen. Hat die Person einen Titel, kann dieser noch dazwischen gesetzt werden: „Herr Dr. Hung“.
Dos and Don‘ts während eines Zwiegesprächs
Vietnamesen reden über alles. Vorteilhaft sind positive Themen wie das Thema Familie, aber auch das Reiseland Vietnam und das gesunde vietnamesische Essen sind gute Stichpunkte.
Ein No-Go ist es, Vietnam als Dritte-Welt-Land zu bezeichnen, denn dies wird als große Beleidigung aufgefasst und außerdem ist die Aussage falsch. Nur weil viele Vietnamesen zwar saubere aber einfache Kleidung tragen und die Lebensumstände aus westlicher Sicht oftmals als „ärmlich“ interpretiert werden, gelangt manch Reisender vorschnell zu dem Urteil, bei Vietnam handle es sich um ein Dritte-Welt-Land. Vietnam zählt nicht dazu. Vielmehr ist Vietnam längst ein Schwellenland und gehört zu den größten Exporteuren von Reis, Kaffee und Pfeffer weltweit. Obwohl beinahe 50 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, arbeiten bereits mehr als 20 % in der Industrie und über 30 % im Dienstleistungssektor. Die Exportgüter reichen von Textilien und Schuhen über Mobiltelefone und Rohöl bis zu Fisch und Meeresfrüchten.
Eine eigene Meinung ist erlaubt und man darf sie auch kundtun. Als westlicher Besucher sollte man diese aber nicht unbedingt seinem Gesprächspartner aufdrücken wollen. Denn Vietnamesen äußern Kritik nur indirekt und respektvoll. Dies wird auch von Besuchern erwartet – niemand soll sein Gesicht verlieren.
Einen intensiven Augenkontakt vermeiden
Im Gegensatz zum Westen, ist ein intensiver Augenkontakt während einer Unterhaltung zu vermeiden.
Wird das Wegschauen im Westen als unehrlich oder gar als Desinteresse interpretiert, empfinden die Vietnamesen einen intensiven Augenkontakt als unangenehm oder gar als bedrohlich, vor allem die Blicke unter Männern. Zwischen Männer und Frauen werden Blicke indes als Anmache verstanden.
Wie viel verdienen Sie?
Wie schon erwähnt, sind für die Einschätzung der sozialen Hierarchie einer Person umfassende Kenntnisse über deren Leben notwendig. Dies ist einer der Gründe, warum Vietnamesen Ausländern bei einem ersten Treffen sehr direkte – für manch einen sogar schon indiskrete – Fragen stellen. Doch letzten Endes dienen Fragen nach dem Alter, dem Verdienst, dem Ehestatus, den Kindern etc. nur dazu, die soziale Verbindung zwischen den Gesprächspartnern zu definieren.
Vor allem im Geschäftsleben sollten diese Fragen beantwortet werden, denn diese Dinge dienen in Vietnam der Festigung einer Geschäftsbeziehung. Sind die Fragen zu persönlich, kann man durchaus mit einer ausweichenden Antwort oder einer Notlüge antworten – die Vietnamesen agieren ähnlich und niemand wird einem dafür böse sein. Ein absolutes No-Go wäre hier, den Fragenden vor den Kopf zu stoßen. Das würde den Vietnamesen brüskieren und hätte weitreichende Folgen für die Zukunft. Mit einer höflichen Antwort gewinnt man die Sympathie der Einheimischen. Im Übrigen sind auch Fragen des Gastes durchaus willkommen.
Auch Äußerlichkeiten werden hierzulande gerne diskutiert. Diese sollten immer als positive Ratschläge aufgefasst werden. Ein Hinweis auf das Gewicht ist nichts anderes als ein gut gemeinter Ratschlag zum Abnehmen.
Einladungen nach Hause
Persönliche Kontakte sind in Vietnam Gold wert. Unangemeldete Besuche sind nicht erwünscht. Kommt es dennoch dazu, dann sollte man wenigstens so tun, als ob man nur vorbeikommt, um einen Termin auszumachen. Im Übrigen ist nicht jede Einladung als solche zu verstehen – häufig ist es lediglich eine Höflichkeitsfloskel, vor allem im Norden. Wird die Einladung wiederholt, dann handelt es sich um eine echte Einladung. Im Süden ist eine Einladung bereits beim ersten Mal als solche zu verstehen.
Für Vietnamesen ist der Besuch eines Ausländers, ja sogar schon die Bekanntschaft eines solchen, eine Ehre, die ihre Hierarchie in der Gesellschaft festigt beziehungsweise sogar erhöht; deshalb kann es während eines Besuchs durchaus zu einer spontanen Feier kommen.
Straßenschuhe ausziehen
In der Wohnung sind die Straßenschuhe auszuziehen. Selbst wenn der Gastgeber die Frage verneint, sind sie auszuziehen. Daran erkennt der Hausherr den Respekt vor fremdem Eigentum und inwieweit sich der Besucher den lokalen Gepflogenheiten anpasst.
Ein Gastgeschenk mitbringen
Wer eingeladen ist, sollte ein Geschenk mitbringen. Dazu eignen sich etwas teurere exotischere Früchte oder süßes Gebäck. Blumen eignen sich nur für private Einladungen, doch dann ist auf die Farbe zu achten: Es sollten weder weiße, violette noch schwarze Blumen sein und auch keine Chrysanthemen. Sie werden bei Trauerzeremonien verwendet. Die Farbe Schwarz steht für Unglück und Trauer, während die Farbe Weiß für den Tod steht.
Ahnenkult
Der Ahnenaltar im Haus ist ein heiliger Platz. Gäste dürfen ihn nicht berühren und auch nicht auf die dort aufgestellten Fotos zeigen. Wer gebeten wird, Räucherstäbchen zu Ehren eines Verstorbenen anzuzünden und sich vor dem Altar zu verneigen, der kann sich glücklich schätzen – ihm wird eine besondere Ehre zuteil. Man sollte dies mit ernstem Gesichtsausdruck ausführen und anschließend ein paar Schritte zurückgehen, dabei aber dem Altar niemals den Rücken zudrehen.
Essen im Kreis der Familie oder bei Freunden
Essen ist für Vietnamesen eine fröhliche Angelegenheit. Zuerst nehmen die älteren Familienmitglieder am Tisch Platz. Vor Beginn des Essens wird das Familienoberhaupt ein paar Sätze sagen.
Als Gast kann man davon ausgehen, die besten Stücke in seiner Schüssel wiederzufinden – meist überreicht durch das Familienoberhaupt. Darunter kann sich auch die eine oder andere „Spezialität“ befinden. Diese zurückzuweisen wäre absolut unhöflich. Besser ist es, sich höflich zu bedanken und es zu probieren. Kommt es gar nicht in Frage, dann lässt man die Stücke in der Schüssel und bedeckt sie mit Reis oder Gemüse. Reis bekommt man von der Person, die dem Reiskocher am nächsten sitzt. Die Suppe bildet in Vietnam den Abschluss eines Menüs. Sie kommt über die Reste in der Schüssel.
Da der Gastgeber in der Regel großzügig mit dem Verteilen der Speisen ist, sollte man frühzeitig kundtun, dass man satt ist. Ansonsten bekommt man weiterhin allerlei Köstlichkeiten, die man noch unbedingt probieren muss.
Lob für gutes Essen wird sehr gerne gehört. Schmatzen hingegen ist mittlerweile nicht mehr zeitgemäß.
Geschenke, Visitenkarten und deren Übergabe
Geschenke
Egal ob als Geschenk für den Gastgeber oder einfach so – wer in Vietnam etwas schenken möchte, sollte dies der anderen Seite dezent ankündigen. Denn Geschenke dienen in Vietnam dazu, die sozialen Beziehungen aufrecht zu erhalten und diese sollen natürlich harmonisch sein. Aus diesem Grund gibt es für jedes Geschenk ein Gegengeschenk. Nichts ist für einen Vietnamesen peinlicher, als von einem Geschenk überrascht zu werden und ohne Geschenk dazustehen.
Das Thema Geschenke hält in Vietnam mit Abstand die meisten Fettnäpfchen parat. Ein Fauxpas bei einem privaten Geschenk ist zwar peinlich, aber wesentlich weniger dramatisch als bei einem Geschenk an einen Geschäftspartner. Dennoch gilt es, viel bei der Wahl des Geschenkes zu bedenken.
Was man alles bei einem Geschenk beachten sollte
Zunächst spielt die Verpackung eine immens wichtige Rolle. Unverpackte und nachlässig verpackte Geschenkte oder in einer unpassenden Farbe wie Weiß, Schwarz oder Rosa, erreichen schnell das Gegenteil von dem, was man erzielen wollte.
Darüber hinaus werden Produkte aus Europa oder Japan bevorzugt. Ein Parfüm, Deo oder eine Seife können ebenfalls leicht falsch verstanden werden.
Messer sind als Geschenk für abergläubische Menschen nicht geeignet, denn sie zerschneiden die Freundschaft und Taschentücher stehen symbolisch für Probleme. Ein absolutes No-Go sind billige Werbegeschenke.
Im Übrigen ist darauf zu achten, dass der Wert des Geschenkes dem sozialen Status des Beschenkten entspricht und eine höhergestellte Person nicht etwas weniger Wertvolles erhält als eine sozial niedriger gestellte Person.
Visitenkarten
Visitenkarten sind weit verbreitet in Vietnam. Bei jedem noch so kleinen Geschäft werden die Namenskarten ausgetauscht. Sie repräsentieren für die Vietnamesen etwas Besonderes. Außerdem tragen sie dazu bei, den sozialen Rang des Gegenübers besser einzuschätzen und helfen, die schwierigen westlichen Namen zu verstehen.
Das Übergaberitual von Geschenken und Visitenkarten
Die Entgegennahme sollte behutsam geschehen. Tut man dies mit beiden Händen, gilt dies als besonders höflich. Das Übergaberitual ist ein Akt der Würdigung und unterstreicht die Anerkennung seines Gegenübers. Die Übergabe mit einer Hand wird als halbherzig empfunden.
Bei einem Geschenk sollte man, typisch vietnamesisch, zusätzlich den Wert des Präsentes mit Worten abwerten. Das Geschenk wird der Beschenkte zur Seite legen und später in Ruhe auspacken.
Eine Visitenkarte sollte man nicht direkt in die Tasche stecken, sondern für einen Moment betrachten. Außerdem sollte man nicht darauf Notizen machen.
Tet-Fest
Das Neujahrsfest der Vietnamesen wird in der Regel zuhause gefeiert, im Kreis der Familie. Angestellte nehmen sich dafür einige Tage frei. Während des wichtigsten Festes in Vietnam gibt es weitere Dos and Don’ts, die zu beachten sind.
Dos an Tet:
– Hausputz: Vor dem Tet-Fest wird das ganze Haus geputzt und damit vom Pech gereinigt, dass sich möglicherweise über das Jahr angesammelt hat.
– Am Neujahrstag neue Kleidung tragen: Vor allem Kinden werden neu eingekleidet, häufig in der Farbe Rot. Die Einstellung zu Neujahr hat Einfluss auf den Verlauf des Jahres.
– Offene Rechnungen und Schulden sollten vor dem Tet-Fest beglichen werden: Wer das neue Jahr mit Schulden beginnt, für den endet das Jahr auch mit Schulden. Wer seine Verbindlichkeiten frühzeitig begleicht, gibt anderen Schuldnern ebenfalls die Gelegenheit, seine Schulden rechtzeitig zu begleichen.
– Geld verteilen zu Tet: Alle Angestellten und Kinder, auch das Hilfspersonal, bekommen zu Tet spezielle, rote Geldumschläge, die Glück bringen und böse Geister vertreiben sollen. Wichtig ist, dass die Geldscheine neu sind. Für Kinder ist es eher ein Geschenk mit symbolischem Charakter, beispielsweise in Höhe von 100 Dong.
– Grußkarten an Bekannte und Geschäftspartner mit dem Spruch „Tien vo nhu nuoc“ – auf dass Geld wie Wasser fließt – versenden.
– Ein gutes neues Jahr wünschen: „Chuc Mung Nam Moi“ ist der am häufigsten benutzte Gruß der Vietnamesen. Einige verwenden „Suc khoe thinh vuong“ – viel Gesundheit – oder „An khang thinh vuong“ – Sicherheit, Gesundheit und Wohlstand.
Don’ts an Tet:
– Schwarze oder weiße Kleidung tragen: An Tet sollte man diese Farben vermeiden, denn sie stehen für Unglück, Trauer und den Tod.
– Fegen am Neujahrstag: Wer am ersten Tag des neuen Jahres im Haus kehrt, der fegt sein Glück hinaus.
– Überraschungsbesuche werden in Vietnam ohnehin nicht gern gesehen, doch an Tet sind diese auf jeden Fall zu unterlassen. Tet ist ein Fest, das im Kreis der Familie gefeiert wird, und wie der erste Kunde am Morgen in einem Geschäft über den weiteren erfolgreichen Tagesablauf entscheidet, so ist dies auch mit dem ersten Besucher im neuen Jahr. Ein idealer Besucher sollte männlich, vermögend und verheiratet sein und mehrere Kinden haben. Ausländer sollte nur auf eine explizite Einladung an diesem Tag vorbeischauen.
– Schimpfen und fluchen: Schimpfwörter und Flüche vertreiben das Glück und öffnen dem Pech die Türen.
– Weinen: Wer am Neujahrstag Tränen vergisst, wird im neuen Jahr noch mehr Tränen weinen; angesagt ist gute Laune.
Absolute No-Gos
Flapsigkeit
Vietnamesen vertragen keine Flapsigkeit. Ein respektvolles Verhalten gegenüber Beamten, Uniformierten und Älteren ist in Vietnam die Grundvoraussetzung für einen stressfreien Aufenthalt.
Militärische Einrichtungen
Das Fotografieren ist verboten und zieht hohe Strafen nach sich.
Bestechung
… ist Gang und gäbe in Vietnam, doch daran sollte man sich niemals beteiligen. Zum einen ist es eine Straftat, zum anderen sind vietnamesische Gefängnisse kein angenehmer Hotelersatz. Man spielt schließlich auch nicht gleich Poker, wenn man die Regeln nicht beherrscht.
Drogen
Bereits der Besitz von Drogen führt zu hohen Strafen. Deshalb ist von einem Drogenkonsum unbedingt abzuraten.
Todesstrafe
In Vietnam gibt es noch immer die Todesstrafe mit der Giftspritze. Besonders Drogenhandel, Terrorismus und Hochverrat stehen dabei im Fokus.