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Der Norden Vietnams

Eine der Theorien über die Entwicklung großer Kulturen besagt, dass sie sich nicht ganz zufällig an den großen Flüssen entwickelt haben. In fruchtbaren Schwemmebenen, an Handelsrouten, an den Deltas und den Schnittstellen von Meer und Binnenland findet der Mensch seit jeher alles, was er zur Interaktion, zum Aufstieg und zu seiner Inspiration braucht.

In Nordvietnam ist es ein komplexes, vom Roten Fluss dominiertes Wassersystem, das prägend auf die Menschen gewirkt hat. Das Wasser kommt aus China, den hohen Gebirgen des nördlichen Nordvietnams durch Urwälder und urbar gemachte landwirtschaftliche Nutzflächen, an zahlreichen alten Pagoden, schwimmenden Dörfern und Hanoi, der ältesten noch genutzten Hauptstadt Südostasiens vorbei bis in den Golf von Tonkin und hat an einigen Stellen ganze Landschaften spektakulärer Skulpturen aus dem Kalk geschliffen.

Von Sa Pa, dem alten Grenzposten hoch in den Bergen bis zur traumhaften Kulisse der Halongbucht hat Nordvietnam aberwitzig viel zu bieten. Etliche kleine Kulturen werden parallel gepflegt, gleichzeitig gibt es viele europäische Kolonialspuren, die präsente kommunistische Gegenwart und Vergangenheit, die blühende neue Wirtschaftswelt, enge, laute Metropolen und abgelegene Tempel. Nordvietnam reicht für etliche Urlaube und ist dann noch nicht genug, die Natur nagt am Stein der Häuser, wie man es aus dem Dschungelbuch kennt und die Menschen sind von einer Freundlichkeit, die entwaffnet.

Ho Chi Minh Mausoleum

Ho Chi Minh Mausoleum ©TK

Nordvietnam hat unterschiedliche Völker, unterschiedliche Landschaften, sogar unterschiedliche klimatische Bedingungen, eine reiche, wechselvolle und dramatische Geschichte und ist so groß, dass selbst ein boomender Tourismussektor jedem einzelnen Gast das Gefühl schenkt, ein Individualist auf Reisen zu sein.
An vielen touristisch attraktiven Spots haben sich Händler und Handwerker auf die Gäste eingestellt, bieten lokale Kunst und Leckerbissen an. Die (unter europäischen Gaumen) ganz fiesen Spezialitäten gibt es hier zwar auch, doch hat man sich diesbezüglich auf die Empfindlichkeit der Westler reagiert – oder ist zumindest darauf eingestellt, einen schnellen Schnaps zur Löschung der Geschmackserinnerung zu reichen.

Nordvietnam ist das Urlaubsland für Kraxler und Kletterer, Ruderer und Ethnologen, Tempelbesucher, aber auch Badetouristen. Seit dem Sommer 2011 gehört die im Süden Nordvietnams, in Thanh Hóa gelegene Zitadelle der Hồ-Dynastie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das gewaltige Bauwerk, nach Feng-Shui-Prinzipien errichtet und an vier Seiten fast 900 Meter lang, war sieben Jahre lang Zentrum der Hauptstadt Vietnams, eins der kürzeren Capitolkapitel der Weltgeschichte.

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