Fauna Vietnams
Vietnam hat alles. Alle paar Jahre kommen erschöpfte Biologen oder Zoologen aus den zwar bedrohten, aber immer noch gigantischen vietnamesischen Wäldern und tragen glücklich eine neue Tierart in die internationalen Register ein. Mal ist es ein noch unbekanntes Rind, mal ein hier offiziell nicht heimisches Nashorn, ein Affe oder eine Schleichkatze. Die Tierwelt Vietnams ist so vielfältig wie erstaunlich und fragil.
Der Mekong-Riesenwels gehört beispielsweise zu den Wundern, die dieses Land hervorgebracht hat und nun um sein überleben kämpfen. Die Welse zählen zu den größten Süßwasserfischen der Erde und sind inzwischen so selten, dass sie in Vietnam und seinen Nachbarländern zu einem Symbol für den Wert eines behutsameren Umgangs mit der Natur geworden sind.
Im Kontrast dazu gibt es in Vietnam eine blühende industrielle Fischproduktion. Die gefrorenen weißen Filets des Pangasius, eines genügsamen, leicht zu züchtenden und geschmacks- wie grätenarmen Süßwasserfisches, haben sich in Europa einen ganz eigenen Markt geschaffen und in den ehemaligen Mangrovenwäldern vor dem Mekong beherrschen Shrimpzuchten die Szenerie.
Vor allem für den an Tieren interessierten Urlauber kann Vietnam unvergessliche Begegnungen bereithalten. Die freilebenden Tiger, in den Medien gelegentlich als letzte Einhörner bezeichnete Nashörner und Elefanten, Wasserbüffel und Leoparden sind zwar so selten, dass man sich keine Illusionen machen sollte, ihnen zu begegnen. Wer es nicht allein auf die vietnamesischen Big Five abgesehen hat, begegnet überall Tieren, es krabbelt und sirrt um einen herum, Fledermäuse und exotische Vogelarten, Schildkröten, Schlangen und Krokodile, Hirsche und Hirschartige – wie gesagt, Vietnam hat alles.
Vielleicht ist auch das der Grund, warum es hier mitunter einen Umgang mit Tieren gibt, der für den westlichen Geschmack nicht zu akzeptieren ist. Zwar hat Vietnam die internationalen Artenschutzabkommen unterschrieben, nur ist das nicht in allen Restaurants und auf allen Märkten der Metropolen angekommen.
Der illegale Handel mit bedrohten Arten in Vietnam wird aus kulinarischen Gründen praktiziert. Der Verzehr von Tieren, die in Europa mit dem Kammerjäger vom Hof gejagt würden, gehört zur ersten Lektion des lernwilligen Reisenden in Vietnam. Es kommt nicht selten vor, dass auch Tierarten in die Pfanne kommen, die eigentlich streng geschützt gehörten. Oft, wie etwa im tragischen Falle der Kragenbären, die qualvoll dahinvegetieren, während ihnen der Gallensaft abgezapft wird, bildet die traditionelle Medizin auch das Motiv, das zum Problem für den Tierschutz wird, ebenfalls problematisch sind – wie überall auf der Welt – Sammler exotischen Lebens.